Freitag, 26. August 2011

„7000 km in a week“


Nächste Woche ist der Vorlesungsbetrieb auf Grund zweier Feiertage am Mittwoch und Donnerstag stark heruntergefahren, sodass ich die Zeit mit meinem Besuch aus Deutschland zusammen nutzen werde, um noch weitere Ecken von Indien zu erkunden.

Ich habe auf einer google Karte die verschiedenen Stationen eingetragen:

Reiseroute

Neben der Metropole Mumbai, geht es in den südlichsten Teil von Indien nach Kerala (sprich: „Kerla“). Die Rücktour erfolgt über einen kleinen Zwischenstopp in Chennai, welcher aber leider lediglich auf den Flughafen beschränkt ist. In Chennai sollen sehr viele Menschen relativ gut Englisch sprechen. Nach ersten Informationen das genaue Gegenteil zu Kerala, wo zwar mit ca. 91% eine der höchsten Alphabetisierungsrate in ganz Indien herrscht, diese ist aber auf die lokale Sprache bezogen. Die lokale Hauptsprache ist darüber hinaus nicht Hindi. Über einen kleinen „Tankstopp“ in Pune geht es dann nach Delhi um eines der Wahrzeichen von Indien zu sehen, das Taj Mahal in Agra.

Die entsprechenden Eindrücke folgen dann etwas Zeit versetzt. Denn trotz der ganzen Reiserei lastet mich die Uni mal mehr und mal weniger gut aus. 

So habe ich nach der Rückkehr am Montag von Goa direkt einen Test für 10 Notenpunkte geschrieben, für den ich zur Vorbereitung ein 400-Seiten Buch bekommen habe. Nebenbei bin ich auch immer noch am „pushen“ was das Stattfinden eines Englischkurses am COEP angeht. Wenn ich hier eins von den Indern gelernt habe, dann ist es: „You have to be annoying to get things in your way!“. Der ein oder andere mag jetzt vielleicht meinen, dass ich das auch in Deutschland schon ganz gut konnte, aber man kann sich nicht vorstellen, wie oft man hier Leuten wegen der einfachsten Absprachen hinterher telefonieren muss. 

Letztendlich hat sich hier aber auch die Möglichkeit auf getan eine Studienarbeit zu erstellen. Ich bin zwar erst noch am Anfang der genauen Themenfindung, aber es geht in die Richtung „Entwicklung eines zweidimensionalen Kraftsensors“. Das Beste daran ist, dass es viel um Mechatronik, die mich sehr interessierende Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Elektrotechnik, handelt. „We will see!“

Goa

Letzte Woche Freitag war auf Grund eines Feiertags keine Uni, sodass ich mit meinem deutschen Mitbewohner Jonas einfach mal beschlossen habe, dass verlängerte Wochenende für einen Ausflug nach Goa zu nutzen. Der Bundesstaat Goa liegt ungefähr 450 km südlich von Pune, was eine ungefähre Fahrtzeit von 10 Stunden mit einem „sleeper bus“ bedeutet.

Donnerstagabend um 18 Uhr sollte es losgehen, sodass wir in etwa um 6 Uhr früh am Freitag ausgeruht in der Hauptstadt von Goa, Panjim, ankommen sollten, so der Plan.

Problematisch war aber zu nächst die richtige Abfahrtsstation zu finden. So war zwar auf dem Ticket „Pune Station“ angegeben, aber die hat mehrere Seiten und Nebenstraßen, sodass wir mit näher rückender Abfahrtszeit schon etwas Panik bekommen haben, dass wir eventuell den Bus verpassen. Als weiterer „Hinweis“ war auf dem Ticket "Near Balsara Travels“ angegeben. Nach etwas Rumfragen und einigen Telefonanrufen beim Ticketvermittler redbus.in haben wir aber dennoch, nach deutscher Pünktlichkeit, die Bushaltestelle 5 Minuten vor Abfahrtszeit erreicht. Kleiner Einschub: Bei „Balsara Travels“ handelte es sich um einen kleinen Shop, der Busreisen vermittelt. Auch google kennt den Shop nicht. Auf dem Reklameschild hieß der Laden aber auch „Bulsara Travels“. Darüber hinaus, ist „Bushaltestelle“ auch nicht die treffende Bezeichnung. Es ist einfach der Bürgersteig vor dem Geschäft mit „near“ gemeint.

Nachdem also die erste Hürde genommen war, hieß es nun einmal mehr sich an die indische Zeitrechnung anzupassen. So sollten wir nämlich in den nächsten „15 Minuten“ zunächst mit einem „pick-up service“ zum eigentlichen Bus gebracht werden. Der „pick-up service“ war nun wiederum nirgends auf dem Ticket vermerkt. Die 15 Minuten zogen sich dann auch etwas in die Länge. Letztendlich haben wir Pune mit ca. zwei Stunden Verspätung verlassen. „Pretty on time by indian standards.“

Pünktlichkeit
Unter einem „sleeper bus“ kann man sich einen relativ normalen Bus, etwas kleiner vielleicht als die gewöhnlichen Reisebusse in Europa, vorstellen, der statt mit Sitzen mit Betten ausgestattet ist. 

im sleeper-bus
Die Länge der Schlafgelegenheiten war an indische Körpermaße angepasst, insgesamt war die „Schlafkoje“ aber ganz gemütlich. Leider ähnelte die Fahrt irgendwann mitten in der Nacht auf Grund der Straßenverhältnisse eher einer Seetour. Ganz so viel Schlaf wie geplant gab’s dann für mich doch nicht.

Angekommen in Panjim haben wir uns erst mal auf Erkundungstour begeben. Nach einer kleinen Odyssee hatten wir es dann auch irgendwann geschafft vernünftige Motorräder auszuleihen mit welchen wir uns, nach dem hier obligatorischen volltanken (man bekommt die Motorräder immer nur mit fast leerem Tank), sogleich auf Hotelsuche begeben haben. Dieses Unterfangen war auch nicht so ganz einfach. So landeten wir einmal mitten im nirgendwo, aber ein Hotel direkt am Strand kann auch manchmal schwierig zu finden sein.

Die weitere Reise wird eigentlich sehr gut durch die Diashow beschrieben, auf die ich an dieser Stelle verweisen möchte. Grob zusammengefasst, haben wir die Motorräder gut ausgenutzt und haben etliche Strände abgeklappert, waren auf einer Gewürzfarm, haben dort einem Elefantenbad zugeschaut, haben christliche Kirchen bestaunt, waren in einem Waxfigurenkabinett und haben nebenbei so etliche Bekanntschaften mit der einheimischen Bevölkerung gemacht.

sozialkritische Szene im Wachsfigurenkabinett
Unvergesslich ist darüber hinaus eine nächtliche Verkehrskontrolle auf dem Weg zurück zum Hotel vom Casino, in dem im Eintritt Getränke und Speisen inbegriffen waren. Den internationalen Führerschein hatte ich zu allem Übel nicht dabei, nur die deutsche Plastikkarte. Als der Polizist das Nummernschild per Telefon an eine Dienststelle weitergab, habe ich mich gedanklich schon auf eine Nacht im Gefängnis eingestellt. Krampfhaft habe ich dabei zwischen den Geldscheinen in meinem Portemonnaie gesucht, ob ich nicht doch den „internationalen Führerschein“ dabei habe. Vielleicht lag es an den Helmen, die wir wenigstens auf hatten oder einfach an den zurzeit laufenden Anti-Korruptionsbewegungen, jedenfalls gab der Beamte uns unsere Dokumente zurück und verabschiedete uns, zu meiner Verwunderung, ohne jegliche Sanktionen. „Have a good night.“

Das Wetter war leider während der gesamten Zeit nicht das Beste für Strandausflüge. Momentan ist halt noch immer Monsun, auf Grund dessen wir unsere Motorradtouren auch das ein oder andere Mal unterbrechen mussten. Ich weiß nicht, ob es an der Seeluft liegt, aber trotz des immer wolkenverhangenen Himmels habe ich deutlich Farbe im Gesicht und Streifen auf den Füßen von den Sandalen durch den Ausflug nach Goa bekommen. An das Braun der Inder langt es aber noch nicht heran, dazu fehlen noch weitere Besuche…
am Strand

Montag, 15. August 2011

Aurangabad

Am Freitagmorgen ging es nach kurzfristiger Planung mit den staatlichen Bussen in das 250 km entfernte Aurangabad. Zunächst saß ich allerdings im falschen Bus, was mir der Fahrkartenkontrolleur in gebrochenem Englisch noch rechtzeitig mitteilte. Es war zwar schon der Bus nach Aurangabad, wie ich auch vorher mehrmals nachgefragt hatte, allerdings hatte ich „semi-deluxe“ gebucht. Bei diesem Bus handelte es sich aber um den Bus mit „AC“, also mit Klimaanlage und die ist bei „semi-deluxe“ nicht inbegriffen. Der richtige Bus stand direkt daneben und wie die Bilder im vorhergehenden Beitrag beschreiben, habe ich auf den sechs Stunden Fahrt vergeblich das „deluxe“ am und im Bus gesucht. Der reine Transport war also mal wieder ein Abenteuer für sich. Nach einem Zwischenhalt zum Beispiel wollte der Bus zunächst auch nicht mehr anspringen und an einer anderen Stelle hätte der Bus beinahe noch mehrere Passagiere (mich inklusive) am Rastplatz vergessen.

"semi-deluxe"-Reisen

Angekommen in Aurangabad ging es vermutlich mit einer der coolsten Rikschas, die ich bisher gesehen hatte „lautstark“ zum Hotel. Der relativ junge Fahrer hatte nämlich seine Rikscha mit einer großen Basstrommel und zahlreichen Lautsprechern aufgerüstet. Nach kurzer Hotelzimmerinspektion nutzte ich den angebrochenen Tag um gleich die wichtigsten touristischen Ziele in Aurangabad anzusteuern. Der Hotelangestellte am Empfang organisierte mir durch seine eigenen familiären Beziehungen eine private Rikscha, die mich nicht nur zu den verschiedenen Zielen gebracht hat, sondern auch noch dort auf mich gewartet hat. Das war echt praktisch, da ich so den Nachbau des Taj Mahals - das „Bibi-Ka-Magbara“, die Höhlen von Aurangabad und eine Wassermühle nacheinander an einem Tag besichtigen konnte.

Bibi-Ka-Magbara
Der Nachbau des Taj Mahals war zwar sehenswert, aber ich hoffe, dass das richtige Bauwerk noch beeindruckender ist. Die Höhlen von Aurangabad sind zwar mit denen in Ellora und Ajanta nicht zu vergleichen, wie auch der Lonely Planet meinte, aber eine wichtige Information fehlt meines Erachtens dazu im Reiseführer. Man hat von dort einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den Nachbau des Taj Mahals. Unter „caves“ kann man sich in dem Zusammenhang in den Stein geschlagene Höhlen vorstellen, die für religiöse Zwecke genutzt wurden. In Aurangabad waren es ausschließlich buddhistische Höhlen.

Panorama-Blick von den Aurangabad Höhlen aus
In der Nähe von Aurangabad gibt es weitere Höhlen, zwei davon gehören zum Unesco-Weltkulturerbe, nämlich die in Ellora und Ajanta. 

So ging es am nächsten Tag mit einem „vollbesetzten Jeep“ zunächst nach Ellora. Die Jeeps warten am „bus-stand“ und sobald sich genügend Leute gefunden haben, fahren sie los. Jeder Platz ist aber nach europäischen Standards mindestens doppelt besetzt. In Ellora angekommen wurde man von vielen Verkäufern belagert. Einen bin ich auch nicht mehr losgeworden, der dann kurzer Hand zu meinem privaten Fremdenführer wurde. Als er mich allerdings auf einen verlassenen „Shortcut“ abseits des Hauptwegs führte, war ich zunächst doch etwas beunruhigt, ob er mich nicht gleich ausrauben würde. Letztendlich war dies aber nicht der Fall, sodass ich an Plätze des riesigen Komplexes gelangte, die ich vermutlich so gar nicht gesehen hätte. Die Höhlen und der Tempel waren sehr beeindruckend. Leider riecht es in den weniger stark dekorierten Höhlen extrem nach Urin.

Noch am gleichen Tag bin ich dann mit einem privaten Taxi zu den ca. 130 km entfernten „caves“ nach Ajanta gefahren. Zwei Stunden hat die Fahrt gedauert und war letztendlich auch nicht ganz günstig. Mit den lokalen Bussen, hätte ich aber den Besuch zeitlich nicht mehr geschafft. Die Anlage ist nicht so weitläufig wie in Ellora, was bei dem stark einsetzenden Regenschauern aber auch praktischer war. Der größte Unterschied besteht darin, dass in Ajanta einige Höhlen farbig verziert sind. Hier waren zwar sehr viele Höhlen sich ähnlich, trotzdem war es den Besuch wert. Vor allem weil auf der Rückfahrt, der Taxifahrer noch eine nette indische Familie auf der Rückbank mitgenommen hat. Man bemerke, eine vierköpfige Familie samt zwei ausgewachsener Maschinenbaustudenten. 

Ein negatives Erlebnis gab es bei der Reise insgesamt noch. Den einen Abend bin ich in Aurangabad die Straße entlang gelaufen. Es war komplett dunkel. An der einen Stelle kam mir von rechts jemand sehr dicht entgegen, sodass ich einen Schritt nach links machte umso an ihm vorbeizugehen. Leider führte der Weg an der Stelle nur nach unten, sodass ich kurzer Hand in einen Abwasserkanal stolperte. Mein Kopf brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren was vor sich ging. Meine weiße Hose war schwarz und ich roch insgesamt sehr unangenehm. Aufgeregt kamen mir Inder entgegen und einer meinte zu mir: „Why did you slipped into this?“ Darauf ich: „I didn’t see it because it was hid in the dark.“ Er: „Oh.“

Letztendlich ist aber nichts weiter passiert. Das Hotel hat meine Klamotten wieder sauber bekommen. Nach einer Dusche war auch der Gestank weg und bis auf zwei kleine Kratzer hatte ich mir auch nichts weiter getan. Am letzten Tag bin ich dann nochmal zu der Stelle, um mir das ganze im Licht anzugucken:

Das unangenehme "Bad"
 Insgesamt ist die Stadt auch wesentlich dreckiger als Pune. Diese Aussage, dass Pune „India light“ sein soll, kann ich nun auch etwas besser nachvollziehen. Die ein oder andere hübschere Ecke, hab ich dann aber am letzten Tag in den Marktstraßen dann doch noch gefunden.

Auf jeden Fall habe ich etliche Erfahrungen durch diesen kleinen Wochenendtrip sammeln können. Verkäufer und Straßenhändler darf man bei touristischen Attraktionen nicht die geringste Aufmerksamkeit schenken. Die belästigen einen schon stark. Auch die normalen indischen Besucher können etwas nervend sein, wenn man zum 100-mal gefragt wird, wo man denn her kommt oder die ganze Zeit angestarrt bzw. mit einem Finger auf einen gezeigt wird. Die zahlreichen guten Erlebnisse auf der kleinen Reise, wiegen dieses aber bei weitem ab.

Fotos vom Ausflug nach Aurangabad

Am besten direkt bei Picasa durch einen Klick auf ein Foto betrachten:

The indian way of phoning


Eine kleinere Randbemerkung zur indischen Art und Weise des Telefonierens mit dem Handy. So kann man immer wieder beobachten, dass Inder das Telefon vom Ohr wegnehmen und das Handy quer halten. So wird dann in den unteren Teil, wo in der Regel das Mikrofon sitzt, regelrecht reingebrüllt. Dann wird schnell wieder das Handy ans Ohr gehalten, um die Antwort zu hören. 

Eine andere Art und Weise ist auch, dass das Handy „normal“ am Ohr gehalten wird. Eine Hand kapselt dann den Mund und den unteren Teil des Handys. Die Hand wird so als Art „Schall-Reflektor“ genutzt. Das Sprichwort „etwas vor vorgehaltener Hand sagen“ beschreibt das sehr treffend, nur glaube ich, dass hier nicht unbedingt etwas verheimlicht werden soll.

Das Handynetz hat manchmal schon so seine Macken, was vermutlich an der Überlastung liegt, denn wirklich jeder hat hier mindestens ein Handy. Telefonieren ist auch verdammt günstig. Ich bezahle für ein Gespräch im Sekundentakt „ein Paise“. Paise entsprechen formal unseren Cents. Aber kaum einer nutzt diese hier im Alltag. So bekommt man im Supermarkt schon mal ein paar Bonbons statt der fälligen "Pfennige".

1 INR = 100 Paise = ca. 0,016 EUR, 
1 Paise = 0,016 Cent. 

Damit: 1 min = 60 Paise = ca. 1 Cent (im lokalen, indischen Netz, egalb ob Fest- oder Handynetz)

Mittwoch, 10. August 2011

„Was schon ein Monat rum?!“

Wenn ich mir meinen gut gefüllten Outlookkalender angucke, kann ich es gar nicht glauben, dass schon ein Monat hier in Indien rum sein soll. Die Zeit verging echt schnell. In weniger als drei Wochen kommt schon mein Lieblingsbesuch und danach sind es dann ja nur noch vier Monate.

Was mach ich eigentlich die ganze Zeit? Nach einem Monat hat sich natürlich ein gewisser Alltag eingestellt, wobei der Vorlesungsalltag immer wieder Überraschungen parat hält. So habe ich meinen ersten „Surprise-Test“ am College geschrieben, der auf sehr viel Ehrlichkeit der Studenten fußte. So durfte man den Test selber korrigieren und auch seine Note selber ins Klassenheft eintragen. Ich bezweifle, dass dieses System in Deutschland funktionieren würde, hier klappte das erstaunlich gut. Insgesamt kann man maximal 100 Notenpunkte für einen Kurs sammeln. In diesem kleinen Test gab es maximal 5 Punkte zu holen. In einem anderen Fach habe ich kleinere Hausarbeiten angefertigt, die die wichtigsten Prozesse in verschiedenen Kraftwerken zum Inhalt hatten. Beide Hausarbeiten zusammen zählen für „10 marks“. Ich weiß zwar nicht, ob hier Lerngruppen üblich sind, aber ich hatte mir zur Hilfe einfach „class mates“ nach Hause eingeladen. Zwar stimmt das Vorurteil, dass Inder gerne diskutieren, wir haben aber trotzdem sehr produktiv gearbeitet.

Leider hat es immer noch nicht geklappt, dass ich hier einen Sprachkurs belegen kann, der mir fürs Studium anerkannt wird, aber dank der Hilfe eines anderen Klassenkameraden konnten wir dazu diese Woche einiges ins Rollen bringen. Vermutlich bekomme ich jetzt an einem in der Nähe des College gelegenen Instituts Privatunterricht. Ich bin gespannt, vor allem was das finanzielle angeht. Ganz günstig ist das nämlich trotz indischem Stundenlohn nicht.

Was steht denn noch so im Outlookkalender? „Travel-Plans!“ Am Montag, den 15. August ist der indische Unabhängigkeitstag, sodass ein verlängertes Wochenende winkt. Zwar wollten Jonas und ich erst zusammen an die Traumstrände von Goa fahren, aber da unser Vermieter Vicky am Sonntag Geburtstag hat, mussten wir unsere „Übernachtbusse“ wieder stornieren. Jetzt heißt es also am Sonntag: Große indische Familienparty samt Buffet. Trotzdem wollte ich die Zeit, auch gerade noch vor den Mid-Term Exams nutzen und habe kurzer Hand einen Bus nach Aurangabad gebucht. Das ist ungefähr 250 km von Pune entfernt, der Bus braucht aber angeblich trotzdem fünf Stunden. Halt ein anderes Tempo hier. Ich werde dafür die „gouvernement buses – M.S.R.T.C“ mal ausprobieren.

Bus-Stand in Pune. Von hier gehts am Freitag nach Aurangabad.


„Semi-deluxe“ verspricht augenscheinlich viel. Ob man wie in den lokalen roten Stadtbussen bei jedem Schlagloch durch die Decke springt, wird sich zeigen. Freitag früh geht es los und Sonntag kurz vor der Party um 20 Uhr bin ich zurück. In Aurangabad gibt es eine Kopie des Taj Mahals und in der näheren Umgebungen zwei zum Weltkulturerbe gehörende Höhlen samt Buddha-Statuen und vielem mehr. Als weitere Ausflüge in den nächsten Wochen sind Mumbai, Delhi und Goa geplant.

Was ist in der letzten Woche passiert? Viele Kleinigkeiten. Erwähnenswert ist auf jeden Fall das typische indische Mittagessen bei einem der indischen Studenten, die letztes Semester in Deutschland waren. Es war super lecker. Allerdings war die sehr führsorgliche Bedienung durch die Schwester und die Mutter etwas gewöhnungsbedürftig

Indisches Mittagessen

Cricket-Spiel auf dem Verdauungspaziergang

Ein Tempel samit vorbeilaufender Kuh!

Blick auf Süd-Pune

  Außerdem habe ich mich mal wieder mit dem indischen „paper work“ auseinander gesetzt. Ich habe mir zwar gedacht, dass das Eröffnen eines indischen Bankkontos für einen Ausländer nicht ganz einfach ist, aber was ich erlebt habe, hat alle Erwartungen noch übertroffen. So musste zum Beispiel jede Kopie eines wichtigen Dokuments, beispielsweise die Aufenthaltsgenehmigung, die wir endlich beim sechsten Besuch des „commissioner office“ bekommen haben, auf jeder Seite von mir unterschrieben werden. Man fühlt sich dabei zwar etwas wie ein Star bei einer Autogrammstunde, aber 20 Unterschriften hintereinander weg sind doch zu viel. Sonderbar war bei der Prozedur auch, dass wir zunächst in einer Filiale waren, die Dokumente dagelassen haben und dann ein Bankmitarbeiter nach Hause kam. Die Pünktlichkeit dessen war aber sehr „indisch“. So wollte er, als wir um ca. 11 Uhr die Filiale verlassen haben, in einer Stunde vorbeikommen. Na ja, letztendlich kam er genau zu Hause an, als ich von meinen Vorlesungen um 17 Uhr zurückkam.

Donnerstag, 4. August 2011

"Beim Zahnarzt"

Aus geheimen Quellen wurde mir folgendes Video, mit der Empfehlung hier keine Süßigkeiten anzurühren, zugespielt:


Hier in Pune habe ich noch keine „Hobby-Zahnärzte“ am Straßenrand sitzen sehen. Bisher bestand auch noch nicht der Bedarf danach. Neben dem vielen scharfen Essen gibt es aber auch recht viele süße Sachen. Zufälligerweise, ohne das Video vorher gekannt zu haben, habe ich aber noch nicht viel davon gekostet. Vielleicht sollte es auch dabei bleiben.

Vielleicht sollte ich mal das hiesige Obst probieren:

Obstverkäufer am Hauptbahnhof in Pune

Dank des Motorrads habe ich diese Woche nach den Vorlesungen immer mal wieder kleinere Ecken von Pune erkundet. So zum Beispiel auch den Hauptbahnhof von Pune. Schon ein sehr heiteres Treiben dort. Menschen ohne Ende. Die Gleise sollte man aber nicht so genau untersuchen, vor allem nicht mit der Nase.

Ob diese Pakete wohl ankommen?
Das sollte die Bahn auch mal einführen: Kostenloses Handy aufladen!

 Außerdem habe ich mal einige „class mates“ im Studentenwohnheim besucht. Das Ganze war ein Erlebnis für sich. Zehn Monate kosten dort 8000 INR (127 EUR), was einem eine gewisse Vorahnung des Zustands vermittelt. Zwar könnte ich mir nicht vorstellen so zu wohnen bzw. zu studieren, trotzdem muss ich sagen, dass ich es mir sogar schlimmer vorgestellt habe. Die Zimmer sind relativ klein und werden normalerweise mit vier Leuten geteilt. Der große Vorteil des Hostels ist natürlich, dass es unmittelbar am Campus liegt und man die Klassenkameraden zwecks Hausaufgabenratschlägen und ähnlichem gleich in der Nähe hat.

COEP Hostel
Eines der vielen Gebäude des Hostels

Passend dazu, konnten wir diese Woche endlich unsere eigentliche Wohnung beziehen und somit unser Zwischenquartier beim Vermieter verlassen. Der Umzug gestaltete sich formal einfach, da die Wohnung gleich durch die nächste Tür nebenan erreichbar ist. Was wir allerdings beim ersten Betreten vorfanden, wird mit der Bezeichnung „Saustall“ treffend beschrieben. Der Ausdruck „besenreine Übergabe“ scheint im Mietvertrag des Vormieters nicht vorhanden gewesen zu sein. So haben Jonas und ich uns erst mal im „Big Bazar“  mit Reinigungsutensilien ausgestattet und an die Grundreinigung gemacht. Nach zwei Tagen scheint der größte Dreck erst mal beseitigt zu sein.

Zimmer der neuen Wohnung im frischen Glanz

Montag, 1. August 2011

„Ich glaub mich tritt ein Elefant“

Ich bin heute gemütlich mit dem Motorrad vom College nach Hause gefahren als ich auf einmal auf der Gegenrichtung einen Elefanten die Straße entlang stampfen sah. Viel Zeit zum Überlegen war nicht, daher hab ich schnell einen „U-Turn“ gemacht und ein wenig weiter vor dem Elefanten die Kamera rausgeholt. Aus einem vorbeifahrenden Auto hat der Elefant in diesem Moment Bananen zugesteckt bekommen, die er elegant mit seinem Rüssel entgegennahm.

Elefant am Straßenrand in Pune
So war ich etwas zögerlich als der Rüssel des Elefanten auf mich zusteuerte, da ich nichts zu essen mit hatte. Daher meinte ich, dass ich nur „Coins“ hätte, die ich etwas zögerlich auch in den Rüssel des Elefanten stecken sollte. Diese wurden dann noch eleganter mit dem Rüssel nach oben zum Reiter geschwungen und abgegeben. Schnell bildete sich eine Menschentraube um mich und den Elefanten, sodass ich bald realisierte, dass dies auch eine Art des Bettelns ist, da jeder dem Elefanten etwas Geld in den Rüssel steckte. Streicheln konnte man den Elefant sogar auch, der Rüssel fühlte sich extrem rau an. Nach einer Weile zog der Elefant zur nächsten Menschentraube an der Bushaltestelle. Auf jeden Fall ein seltsames Bild im Straßenverkehr.