Wenn ich mir meinen gut gefüllten Outlookkalender angucke, kann ich es gar nicht glauben, dass schon ein Monat hier in Indien rum sein soll. Die Zeit verging echt schnell. In weniger als drei Wochen kommt schon mein Lieblingsbesuch und danach sind es dann ja nur noch vier Monate.
Was mach ich eigentlich die ganze Zeit? Nach einem Monat hat sich natürlich ein gewisser Alltag eingestellt, wobei der Vorlesungsalltag immer wieder Überraschungen parat hält. So habe ich meinen ersten „Surprise-Test“ am College geschrieben, der auf sehr viel Ehrlichkeit der Studenten fußte. So durfte man den Test selber korrigieren und auch seine Note selber ins Klassenheft eintragen. Ich bezweifle, dass dieses System in Deutschland funktionieren würde, hier klappte das erstaunlich gut. Insgesamt kann man maximal 100 Notenpunkte für einen Kurs sammeln. In diesem kleinen Test gab es maximal 5 Punkte zu holen. In einem anderen Fach habe ich kleinere Hausarbeiten angefertigt, die die wichtigsten Prozesse in verschiedenen Kraftwerken zum Inhalt hatten. Beide Hausarbeiten zusammen zählen für „10 marks“. Ich weiß zwar nicht, ob hier Lerngruppen üblich sind, aber ich hatte mir zur Hilfe einfach „class mates“ nach Hause eingeladen. Zwar stimmt das Vorurteil, dass Inder gerne diskutieren, wir haben aber trotzdem sehr produktiv gearbeitet.
Leider hat es immer noch nicht geklappt, dass ich hier einen Sprachkurs belegen kann, der mir fürs Studium anerkannt wird, aber dank der Hilfe eines anderen Klassenkameraden konnten wir dazu diese Woche einiges ins Rollen bringen. Vermutlich bekomme ich jetzt an einem in der Nähe des College gelegenen Instituts Privatunterricht. Ich bin gespannt, vor allem was das finanzielle angeht. Ganz günstig ist das nämlich trotz indischem Stundenlohn nicht.
Was steht denn noch so im Outlookkalender? „Travel-Plans!“ Am Montag, den 15. August ist der indische Unabhängigkeitstag, sodass ein verlängertes Wochenende winkt. Zwar wollten Jonas und ich erst zusammen an die Traumstrände von Goa fahren, aber da unser Vermieter Vicky am Sonntag Geburtstag hat, mussten wir unsere „Übernachtbusse“ wieder stornieren. Jetzt heißt es also am Sonntag: Große indische Familienparty samt Buffet. Trotzdem wollte ich die Zeit, auch gerade noch vor den Mid-Term Exams nutzen und habe kurzer Hand einen Bus nach Aurangabad gebucht. Das ist ungefähr 250 km von Pune entfernt, der Bus braucht aber angeblich trotzdem fünf Stunden. Halt ein anderes Tempo hier. Ich werde dafür die „gouvernement buses – M.S.R.T.C“ mal ausprobieren.
Bus-Stand in Pune. Von hier gehts am Freitag nach Aurangabad. |
„Semi-deluxe“ verspricht augenscheinlich viel. Ob man wie in den lokalen roten Stadtbussen bei jedem Schlagloch durch die Decke springt, wird sich zeigen. Freitag früh geht es los und Sonntag kurz vor der Party um 20 Uhr bin ich zurück. In Aurangabad gibt es eine Kopie des Taj Mahals und in der näheren Umgebungen zwei zum Weltkulturerbe gehörende Höhlen samt Buddha-Statuen und vielem mehr. Als weitere Ausflüge in den nächsten Wochen sind Mumbai, Delhi und Goa geplant.
Was ist in der letzten Woche passiert? Viele Kleinigkeiten. Erwähnenswert ist auf jeden Fall das typische indische Mittagessen bei einem der indischen Studenten, die letztes Semester in Deutschland waren. Es war super lecker. Allerdings war die sehr führsorgliche Bedienung durch die Schwester und die Mutter etwas gewöhnungsbedürftig
Indisches Mittagessen |
Cricket-Spiel auf dem Verdauungspaziergang |
Ein Tempel samit vorbeilaufender Kuh! |
Blick auf Süd-Pune |
Außerdem habe ich mich mal wieder mit dem indischen „paper work“ auseinander gesetzt. Ich habe mir zwar gedacht, dass das Eröffnen eines indischen Bankkontos für einen Ausländer nicht ganz einfach ist, aber was ich erlebt habe, hat alle Erwartungen noch übertroffen. So musste zum Beispiel jede Kopie eines wichtigen Dokuments, beispielsweise die Aufenthaltsgenehmigung, die wir endlich beim sechsten Besuch des „commissioner office“ bekommen haben, auf jeder Seite von mir unterschrieben werden. Man fühlt sich dabei zwar etwas wie ein Star bei einer Autogrammstunde, aber 20 Unterschriften hintereinander weg sind doch zu viel. Sonderbar war bei der Prozedur auch, dass wir zunächst in einer Filiale waren, die Dokumente dagelassen haben und dann ein Bankmitarbeiter nach Hause kam. Die Pünktlichkeit dessen war aber sehr „indisch“. So wollte er, als wir um ca. 11 Uhr die Filiale verlassen haben, in einer Stunde vorbeikommen. Na ja, letztendlich kam er genau zu Hause an, als ich von meinen Vorlesungen um 17 Uhr zurückkam.
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